Stille.
Von einer Sekunde auf die andere. Eben noch leises Getuschel verstummt auf einen Schlag.
Ein ganzer Raum blickt ungläubig und schockiert nach vorn.
Keiner traut sich, seine Schockstarre zu lösen.
Ein einziges Bild hat diese Reaktion hervorgerufen, denn es handelt sich um die Aufnahme einer Leiche, gepfercht in den Kofferraum eines Autos.
Genauer gesagt um die Leiche des 1977 entführen Hanns Martin Schleyers.
Ehemaliger Staatsanwalt und Mitarbeiter der Bundesstaatsanwaltschaft Klaus Pflieger lässt diese Stille einen Moment wirken, bevor er seinen Vortrag über die Rote Armee Fraktion fortsetzt.
Am 01. Juli 2021 hatten Schüler*innen der Jg1 und Jg2 die Chance, einen Vortrag über den Terror und die Verbrechen der RAF zu hören. Referent war dabei kein anderer als Klaus Pflieger selbst.
Der mittlerweile pensionierte württembergische Generalstaatsanwalt war u.a. Zuständiger für terroristische Strafverfahren, insbesondere gegen RAF Mitglieder.
Er konnte daher aus eigener Erfahrung berichten wie es war, diese festzunehmen, zu vernehmen und letztendlich auch zu verurteilen.
Konkret wurde die Entwicklung von einer ursprünglichen Studentenbewegung hin zur brutalsten Terrorgruppe der Bundesrepublik thematisiert.
Er ging dabei ebenfalls auf die perfiden Taktiken der Anwälte und Verteidiger der RAF Mitglieder ein. Diese manipulierten nicht nur die Presse und verbreiteten Lügen in der Öffentlichkeit darüber, unter welchen brutalen Bedingungen beispielsweise Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin inhaftiert seien, sondern halfen auch aktiv Waffen ins Gefängnis zu schleusen.
Sprachlos aber gleichzeitig fasziniert wurde zugehört als Pflieger erklärte, wie Handfeuerwaffen in ihre Einzelteile zerlegt und in dicke Leitz Ordner geklebt bis in die Gefängniszellen der Terroristen geschmuggelt wurden.
Besonders eindrucksvoll waren letztendlich die persönlichen Erfahrungen, die Pflieger in seinen Vortrag einfließen lies.
Zum Schluss kam noch besorgt die Frage auf, ob die RAF denn nun wirklich der Vergangenheit angehöre?
Spürbare Erleichterung ging durch den Raum, als Klaus Pflieger seine bereits 2016 in den ZDF heute-journal Nachrichten ausgestrahlte Einschätzung beteuerte, die Zeiten der RAF seien vorbei.
Yvonne Schweitzer, J1