Am 4. September 1989 versammeln sich in Leipzig auf dem Nikolaiplatz Menschen, die sich gegen das System stellen. Ganz vorn bei der Demonstration dabei sind Katrin Hattenhauer und Gesine Oltmanns, sie tragen ein selbstgemaltes Transparent mit der Aufschrift „Für ein offenes Land mit freien Menschen“.
Unter diesem Motto fand dieses Jahr im September das 8. Sächsische Geschichtscamp statt.
Am 16.09.2019 machen sich insgesamt 58 geschichtsinteressierte Schüler*innen auf den Weg nach Leipzig. Zum größten Teil stammen die Teilnehmerinnen aus Baden-Württemberg und Sachsen, der Rest kommt aus ganz Deutschland. Auch wir, Leon Juranovic und Vivienne Dusemond (JG2) waren Teil dieses Projekts.
Nach dem Einchecken ins Hostel und einem Abendessen ging es in die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BstU), das heutige Archiv für Stasi-Unterlagen im ehemaligen Bezirksverwaltungsgebäude des Ministeriums für Staatssicherheit .Dort erwartete uns eine Begrüßung durch die Organisator*innen und ein spielerisches Kennenlernen der anderen Teilnehmer*innen.
Mit einer interessanten Gesprächsrunde und dem Eröffnungsvortrag von Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk starten vier spannende Tage voller Eindrücke und Erzählungen aus der Zeit der friedlichen Revolution. Noch am gleichen Tag geht es in das nicht weit entfernte Machern, wo wir den ehemaligen Stasi-Bunker besichtigen dürfen. Ein weiteres Highlight ist die abendliche szenische Lesung und das Gespräch mit Katrin Hattenhauer und Sebastian Krumbiegel von der Leipziger Band „Die Prinzen“. Die Möglichkeit danach noch mit den beiden Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen, nutzen viele Schüler*innen mit großer Begeisterung und so entstehen spannende Diskussionen, die weit in den Abend hinein reichen. Bei der Führung durch das Archiv am nächsten Tag lernen wir, wie Stasi-Akten entstehen und wie mit ihnen umgegangen wird. Danach beginnen die Workshops, in 10 verschiedenen Kleingruppen beschäftigen wir uns zwei Tage lang mit allen möglichen Themen der Revolution, von Piratensendern über Unterricht in der DDR zur Ausländerfeindlichkeit und Erinnerungskultur ist alles dabei. Mit unseren versierten Workshopleiter*innen und emotionalen aber auch interessanten Zeitzeug*innengesprächen tauchen wir tiefer in unsere Themengebiete ein und lernen anhand von originalen Stasi-Akten und Flugblättern aber auch durch Videos und Bilder immer mehr über die vergangene Zeit. Trotz der langen Tage ist die Aufmerksamkeit am Abend groß, als Dr. Helmut Müller-Enberg seinen Vortrag über die inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi hält. Und auch die Lesung von Peter Wensierski und das Gespräch mit Siegbert Schefke fesselt die Zuhörer. Viel zu schnell bricht der letzte Tag in Leipzig an. Durch Videos, kurze Schauspiele, gestempelte oder mit Schreibmaschine geschriebene Flugblätter und vieles weitere präsentierten die Teilnehmer*innen ihre gewonnen Eindrücke und Erfahrungen.
Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen.
Zwischen dem gesammelten Wissen und den interessanten Eindrücken während unsere kurzen Zeit in Leipzig sind auch einige Freundschaften geschlossen worden.
Vivienne Dusemond, JG 2